Südschweden I – Falsterbo

von Christine Jung

Da dieses Jahr die Vogelfotografie in den Urlauben (für einen von uns ;-)) etwas zu kurz gekommen war, entschlossen wir uns, den letzten Urlaub des Jahres den gefiederten Freunden zu widmen. Ursprünglich hatte ich mich bereit erklärt, mir den Vogelzug in Israel doch einmal näher anzuschauen, doch aufgrund der dort herrschenden „Bombenstimmung“ nahmen wir von dieser Idee wieder Abstand. Stattdessen beschlossen wir, den Vogelzug weiter nördlich, genauer gesagt auf der Halbinsel Falsterbo in Südschweden, zu beobachten und hoffentlich auch zu fotografieren. Aus der ursprünglich geplanten einen Woche wurden – dank Überstunden – schließlich zwei, weshalb wir noch einmal umdisponierten. Der Plan bei Abreise sah vor, die erste Woche in Falsterbo zu verbringen und die zweite auf Öland. Beide Plätze sind auch im Buch „Vögel beobachten in Europa: Die besten Plätze vom Mittelmeer bis zum Nordkap“ zu finden, weshalb die Wahl unserer Ziele eigentlich nicht so schlecht sein sollte. Auch die Wetteraussichten sahen gut aus und so waren wir frohen Mutes, als wir uns am Samstag, den 13.9., ins Auto setzten und die rund 1000 km Richtung Norden in Angriff nahmen.
Die Autofahrt war nicht sonderlich ereignisreich; das einzige „Highlight“ war das Duty Free Shopping während der Fahrt mit der Fähre von Puttgarden nach Rodby.
Es wurde schon dunkel, als wir schließlich in Dänemark ankamen und bei der Überquerung der Öresundbrücke, schüttete es aus Eimern. Da wir aber wussten, dass die nächsten Tage trocken sein sollten, störte uns das nicht weiter. Gegen 21.30 erreichten wir Falsterbo, nachdem wir kurz vorher noch einige Erdkröten von der Straße gerettet hatten, und fanden letztendlich auch unsere Unterkunft, die Vogelstation in Falsterbo.

 

Exkurs: Die Vogelstation Falsterbo
Die Vogelstation liegt in einem kleinen Park und besteht aus 2 Gebäuden: Im eigentlichen Haus wohnen die Angestellten im ersten Stock; im Erdgeschoss gibt es 5 sehr kleine Zimmer (etwa 4m2 bestehend aus Stockbett und Einbauschrank), in denen 10 Leute untergebracht werden können. Außerdem befinden sich hier Gemeinschaftsküche und „Wohnzimmer“. Im Nebengebäude sind die Dusche und die beiden Toiletten untergebracht sowie noch ein Büro. Da die Mitarbeiter der Vogelwarte morgens sehr früh das Haus verlassen, um am Leuchtturm und im Schilf ihre Netze aufzuspannen und die gefangenen Vögel zu beringen und zu vermessen, hat man später das Badezimmer für sich alleine – vorausgesetzt, die anderen Birder sind ebenfalls sehr früh aus unterwegs. Ohropax sollte man auf jeden Fall dabei haben, wenn man bis zum eigenen Wecker durchschlafen will.

 

Die Vogelstation Falsterbo

 

Die Morgende in Falsterbo
Bei unserer Ankunft erklärte uns Stephen, ein Mitarbeiter der Vogelwarte, gleich, dass der momentan herrschende Ostwind für die Beobachtung und insbesondere für die Fotografie nur bedingt geeignet ist, da die Vögel so Rückenwind haben und Falsterbo in recht großer Höhe und ziemlich schnell überfliegen. Hier gibt es eine entsprechende Skizze, wie der Vogelzug bei verschiedenen Windrichtungen von statten geht.
Nichtsdestotrotz standen wir am nächsten Morgen früh auf, um unser Glück am Nabben, der Südwestspitze, zu versuchen. Der Weg dorthin führt über den Golfplatz von Falsterbo – frühmorgens muss man aufpassen, dass einen die Aufsitzrasenmäher nicht über den Haufen fahren (und es wird jeden Tag Rasen gemäht!!!); später am Tag sollte man auf die fliegenden Golfbälle achten ;-). Alles in allem ist es ein friedliches Miteinander zwischen Golfern und Birdern.
Schon nach diesem ersten Morgen hatte ich so viele Sperber gesehen, wie viele Menschen wohl in ihrem ganzen Leben nicht – doch das Fotografieren stand auf einem anderen Blatt. Die Vögel flogen zwar relativ tief, jedoch so schnell, dass man ihnen kaum folgen konnte. Um das Ganze noch zu erschweren, verschwanden sie oft durch unerwartete Flugmanöver aus dem Sucher (z.B. wenn sie einen Singvogel in einem der vielen Heckenrosenbüsche erspäht hatten), und mit einem braunen Sperber vor Schilf oder Meer hatte der Autofokus seine liebe Not. Etwas enttäuscht liefen wir zurück zum Leuchtturm. Hier sahen wir, dass die Sperber immer wieder den Garten rund um den Leuchtturm anflogen, um dort Jagd nach Singvögeln zu machen, doch auch hier wollte sich der fotografische Erfolg nicht recht einstellen.

 

Der Hauptgrund unserer Reise: Sperber

 

Exkurs: Der Leuchtturm
Der Leuchtturm ist am Wochenende vormittags geöffnet und der hungrige Birder bekommt hier Kaffee und süße Teilchen. Zusätzlich gibt es einen kleinen Shop, in dem man T-Shirts, Postkarten und Literatur kaufen kann sowie einige Infotafeln. Dummerweise hatten wir an diesem ersten Morgen noch keine schwedischen Kronen dabei; als wir schließlich mit Geld zurückkehrten, hatte der Shop schon geschlossen. Da die Mitarbeiter der Vogelwarte auch unter der Woche Zutritt zum Leuchtturm haben, brachten sie uns zum Glück unsere beiden gewünschten Bücher mit. Dies war zum einen „Wings over Falsterbo“ (das Porto nach D würde mehr als das Buch selbst kosten!) und „A Guide to Birdwatching in Skåne“. Der Zutritt zum Garten des Leuchtturms ist immer untersagt, jedoch kann man von außen einen Blick auf einige Netze werfen und sieht, was sich darin verheddert hat. So habe ich eines Morgens entdeckt, dass sich ein Sperber im Netz verfangen hatte. Mathias machte sich deshalb sofort auf die Suche nach einem Mitarbeiter der Vogelstation, der auch gleich angerannt kam, um den Sperber zu befreien. Nach der Beringung wurde uns der Sperber, ein junges Männchen, noch kurz gezeigt, um dann wieder in die Freiheit entlassen zu werden. Des Weiteren kann man am Leuchtturm einige Arten sehen, die sich eher selten zum Nabben verirren, so z.B. Tannenhäher.

 

Der Leuchtturm von Falsterbo

 

Die Nachmittage in Falsterbo
Auch die nächsten drei Morgende verbrachten wir am Nabben und am Leuchtturm, doch da die ganze Zeit Ostwind herrschte, waren die fotografischen Möglichkeiten recht überschaubar. Es wurde aus fotografischer Sicht sogar eher noch schlechter, weshalb wir am Mittwoch, den 17.09., beschlossen abzureisen, um auf Öland unser Glück zu versuchen.
Doch vorher noch ein paar Worte zu den Nachmittagen in Falsterbo. Die Fotografie an den Nachmittagen hat sich ebenfalls etwas schwierig gestaltet. Im Norden der Halbinsel, Knösen, liegen einige Rinder- und Pferdeweiden, auf denen sich Gänse aufhalten. Aufgrund des Windes sind sie jedoch immer mit dem Allerwertesten in unsere Richtung gelandet, so dass hier nicht viel zu holen war. Auch Nabben und Leuchtturm waren nicht ergiebig. Eine weitere Stelle am Golfplatz ist Kolabacken, ein Hügel an den Parkplätzen, von dem aus man ebenfalls den Vogelzug beobachten kann. Wir haben dort einen deutschen Fotografen getroffen, der mit seiner Frau morgens und abends vor Ort auf einem Stuhl saß und darauf wartete, dass ein Greifvogel vorbeifliegt. Das Einzige, was sich im Tagesverlauf änderte, war der Busch, vor dem sie saßen. Um es vorweg zu nehmen: Dieses Ehepaar saß auch nach knapp einer Woche, als wir von Öland zurückkehrten, noch vor einem der Büsche. Wir haben uns kurz dazugestellt und konnten beobachten, wie Baumfalken über den Häusern Großlibellen jagten. Doch meistens waren sie zu weit weg, so dass dies für uns auch keine Alternative darstellte. Ein weiterer Hotspot der Birder ist Skanör Ljung, die Heide, die sich am Ortseingang von Falsterbo befindet. Dort weiden Rinder, um den Bewuchs kurz zu halten. Durch die große freie Fläche kann sich an sonnigen Tagen eine gute Thermik bilden, die den Greifvögeln zugute kommt. Das Einzige, was wir dort fotografiert haben, waren allerdings Pilze, die in recht großer Anzahl und Vielfalt wuchsen. Inspiriert durch einen Reisebericht fuhren wir einen Nachmittag ins „Hinterland“, weil dort zwei Seen genannt wurden. Leider wurden wir insofern enttäuscht, dass man an diese Seen überhaupt nicht heran kommt. Was allerdings sehr beeindruckend war, war der Zug von Rotmilanen: Über einem Acker kreisten sicherlich weit über 50 dieser schicken Greifvögel, leider sind sie bei unserer Ankunft auch gleich abgedreht. Dafür waren die Bachstelzen, die sich ebenfalls in großer Zahl auf dem Acker aufhielten, kooperativer. Hier war es von Vorteil, dass der Feldweg etwas tiefer lag als das Feld, so dass wir teilweise fast auf Augenhöhe mit den hektischen Gesellen waren.

 

Junge Bachstelze auf dem Zug

 

Demnächst gibt es den zweiten Teil des Südschweden-Reiseberichts – Öland.

Links
Reisebericht Südschweden II – Öland
Vogelstation Falsterbo (auf Englisch)
Reisebericht von Wanstead Birders (auf Englisch) – gehe zu Falsterbo, August 2014
Christines Special Schweden 2014
Mathias Special Schweden 2014

 

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